14. Dezember 2011 11:00 Uhr München “ Eurobonds “
Die Südländer der EU wollen Eurobonds ( gemeinsame Staatsanleihe mehrerer EU-Mitgliedstaaten ) einführen um die Zinsaufschläge im Vergleich zu Deutschland wegzubringen, die die Märkte ihnen abverlangen. Seinerzeit war dies ein zentraler Grund für den Eurobeitritt und für ein gutes Jahrzehnt, von 1997 bis 2007, ging die Hoffnung auch in Erfüllung. Dazu informierte Prof. Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts in einem Pressestatement: ( Bitte Lautsprecher einschalten )
Für den italienischen Staat bedeutete die Zinskonvergenz (Zinsannäherung) mittelfristig eine Entlastung um bis zu sechs Prozent des BIP. Das wäre genug gewesen, um in etwa eineinhalb Jahrzehnten die gesamte italienische Staatsschuld zurück zu zahlen. Italien zog es aber vor, den Zinsvorteil zu verfrühstücken. Die Schuldenquote Italiens ist heute so hoch wie beim Eintritt in den Euro-Verbund Mitte der 1990ger Jahre: etwa 120% des BIP( Bruttoinlandsprodukt) . Jetzt, da die Zinsen sich wieder ausspreizen, ist die Not groß, und man ruft nach Eurobonds. Wenn andere Länder die Rückzahlung garantieren, kommt man wieder an die niedrigen Zinsen heran, so hofft man. Aber wer soll garantieren? Die Schuldenquoten Frankreichs und Deutschlands liegen deutlich über 80 Prozent. Das ist nicht sonderlich weit von Italien entfernt . Im Übrigen sei die Aufregung über die Zinsen reichlich übertrieben. Die Zinsen für Länder wie Italien und Spanien sind heute nur halb so groß wie 1995, vor der Festlegung der Umrechnungskurse im Euroraum, und auch die Zinsspreizung im Vergleich zu Deutschland ist heute um etwa ein Drittel kleiner als damals. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Märkte und die Bonitätsunterschiede der Länder übertreiben. Die Zinsspreizung ist erforderlich, um die Kapitalbewegungen im Euro-Raum in Schach zu halten. Vor dem Euro waren die Kapitalströme durch die Wechselkursunsicherheit begrenzt worden. Das hatte Europa allzu große außenwirtschaftliche Ungleichgewichte erspart. Das Wechselkursrisiko ist weggefallen , sind Zinsspreizungen nach der Bonität der Schuldner der einzige Schutz gegenüber exzessiven Kapitalbewegungen und den daraus folgenden außenwirtschaftlichen Ungleichgewichten. Werden die Anleger von der Staatengemeinschaft grenzenlos geschützt, ohne eine Selbstbeteiligung fürchten zu müssen, fließt das Kapital weiterhin ungehindert von der einen Ecke des Euroraums in die andere und verlängert die Ungleichgewichte.Italien hat lange Jahre die Schuldengrenzen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes und des Maastrichter Vertrages missachtet. Erst als die Zinsen kürzlich ein klein wenig zu steigen begannen, hat die Regierung mit Zustimmung aller Parteien sofort ein Sparprogramm durchgesetzt. Nur die Märkte nimmt man ernst. Politische Schuldenschranken werden nicht beachtet. Kommen die Eurobonds, ist die disziplinierende Funktion der Märkte dahin.
Foto : Bayexna
Tonsequenz : Bayexna - Prof. Hans-Werner Sinn
Namenverzeichnis : Prof. Hans-Werner Sinn
Quelle : ifo Instituts - Prof. Hans-Werner Sinn