30. März 2011 11:00 Uhr München “ Euro - Target -Salden ”
Mit einem Brief von Bundesbankpräsident Jens Weidmann rückt die Deutsche Bundesbank von ihrer früheren Position ab, dass es sich bei den Target-Salden rund 547 Mrd. Euro um irrelevante statistische Restposten handelt, die eine normale Begleiterscheinung der Geldschöpfung im Europäischen Währungssystem sind und befürchtet, dass die Notenbanken des Euroraums nicht in der Lage sein würden, mögliche Verluste zu tragen. Währenddessen verharrt die Bundesregierung auf dem Standpunkt, dass die Target-Salden keine Kredite sind. Dies widerlegte heute Prof. Sinn in München .

Heute schon liegt die Target - Forderung der Bundesrepublik Deutschland bei 547 Mrd. Euro. Wenn die mit der „Dicken Bertha“ gefüllten Einlagefazilitäten (Erleichterung der Kreditbedingungen ) aktiviert und ferner die Pläne des EZB-Rates realisiert werden, im Umfang von 500 Mrd. Euro Unternehmenskredite als Pfänder zu akzeptieren, dann könnte bald das gesamte Nettoauslandsvermögen der Bundesrepublik für die erzwungene Kreditvergabe der Bundesbank an die peripheren Länder Europas verbraucht sein. Die EZB-Politik bedeutet nicht nur, dass die deutschen Sparer ihrer normalen Zinsen beraubt werden und die Lebensversicherungen zunehmend in Schwierigkeiten geraten, ihre Garantieverzinsung herzubringen, sondern sie setzt Deutschland einem hohen Risiko aus, denn sollte der Euro zerbrechen, hat Deutschland eine Forderung gegen ein System, das es nicht mehr gibt. Und sollten einzelne Länder aus dem Euro austreten und in Konkurs gehen, trägt Deutschland anteilig zusammen mit den anderen verbleibenden Ländern die entstehenden Abschreibungsverluste aus den Target- Krediten. Der Vorschlag, das US-System in Europa einzuführen (Target- Schulden sind wie in den USA einmal jährlich mit zinstragenden, marktgängigen Vermögens objekten zu bezahlen.), bedeutet nicht den vollständigen Verzicht auf Target-Salden und auch nicht den Verzicht auf Hilfe für Länder, die sich in Schwierigkeiten befinden. Seine Realisierung würde aber die Selbstbedienung mit der Notenpresse beenden und sicherstellen, dass die Deutschen ihre Exporte nicht umsonst ausliefern. Vor allem würde dieser Vorschlag die Erpressbarkeit Deutschlands bei den Entscheidungen über weitere Rettungsaktionen verringern. Heute weiß jeder, dass Deutschland jedem Rettungsprogramm zustimmen muss, weil es sonst seine wachsenden Target- Forderungen riskiert. Dieser Zustand ist für ein gedeihliches Zusammenleben der Länder unerträglich. Zu den weiteren Aussagen von Prof Sinn gehören: “ 2/3 der Rettungssummen sind Kredite der EZB seinen es Staatsanleihenankäufe oder Targetkredite - Spaniens Auslandsschulden sind größer als die der anderen Krisenländer zusammen. In Holland und Deutschland liegen die Target-Forderungen bei mehr als der Hälfte des Nettoauslandsvermögens. Die Kapitalflucht aus Italien wurde mit Target-Krediten kompensiert, die mehr als das Leistungsbilanzdefizit der letzten vier Jahre ausmachen. Das Sparvermögen der Deutschen besteht zu mehr als 13.000 Euro je Erwerbstätigen aus bloßen Target-Forderungen der Bundesbank. In den letzten vier Jahren hat Deutschland für seine Leistungsbilanzüberschüsse mit den Ländern des Euroraums nichts als Target-Forderungen der Bundesbank erhalten. “

Foto : Bayexna
Namenverzeichnis : Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts
Quelle : ifo Institut